Oder: eine situationselastische Tour auf Lieserpfad und Eifelsteig.

Als wir vor ein paar Jahren mehr oder weniger spontan als „drei Kollegen“ angefangen haben, durch die Eifel zu wandern, da konnten wir noch nicht vorhersehen, dass diese gemeinsame Freizeitaktivität irgendwann sogar bis zu einer alpinen Hüttentour durchs Karwendel (2016) führen würde! Im vergangenen Jahr wollten wir dann wieder etwas in diese Richtung machen, hatten aber keine gemeinsamen Urlaubsreserven mehr. So verbrachten wir dann ein tolles Wanderwochenende in Echternach. (An dieser Stelle zwei Empfehlungen:  sehr gut und interessant wohnen kann man im Hämelmous Turm von Echternach Touristik, und wirklich tolles Essen gibt es bei „Ristorante – Pizzeria Giorgio“ in Echternach)

Und für dieses Jahr hatten wir uns einen Mix aus beidem überlegt: zwei Tage wandern – mit Gepäck auf dem Rücken.

Der Lieserpfad wurde unlängst zum (zweit)schönsten Wanderweg Deutschlands gewählt, so dass wir uns zwei Etappen dieses Fernwanderwegs auf den Plan geschrieben haben.

Als Ausgangspunkt haben wir den Wanderparkplatz am Waldcafe in Gemünden genutzt. Dort kann das Auto sicher geparkt und der Weg in den Wald unmittelbar begonnen werden. Bei der Streckenplanung habe ich den ersten Teil von Daun bis Üdersdorf durch eine selbst gebastelte Variante ersetzt. Wenn wir schon mal in Daun sind, dann wollen wir auch etwas von den Maaren sehen! Also ging es am Gemündener Maar entlang, stets gut bergauf, auf den Kraterrand. Hier werden auf den ersten tausend Metern der Strecke schon mal 130hm erwandert. Der so erklommene Mäuseberg ist dann auch mit 550m der höchste Punkt der gesamten Tour. Nach einer Passage des Weinfelder- und Meerfelder Maares orientierten wir uns – dem Eifelsteig folgend – wieder in Richtung Lieserpfad. An der Üdersdorfer Mühle wollten wir uns mit Frank treffen, der anstatt zu wandern, lieber seine BMW R 1100 R durch die kurvige Eifel zirkeln wollte.

Wir würden gerne etwas bestellen?!
Datt dauert aber watt!

An der Üdersdorfer Mühle (im Netz viel gelobt für die Gastfreundlichkeit?!), kamen wir uns eher unerwünscht vor. Dennoch wagten wir nach geraumer Zeit eine Bestellung und bekamen dann auch – wie angekündigt nach noch geraumerer Zeit – unsere Getränke. Frank hatte zur Freude aller Frikadellen gebraten und mitgebracht – allerdings trauten wir uns nicht, diese an unserem Biertisch zu verzehren. Also einigten wir uns auf eine Pause nach der Pause, tranken die Getränke und wanderten 500 Meter weiter, setzten uns auf die Wiese und aßen köstliche Frikadellen. 

Zur Untermalung des nun folgenden Bildes möchte ich Dich bitten, Dir sakralen Engelsgesang („Haaaaallleluja, haaaaallleluja,…“) vorzustellen…

Gut gestärkt und mit leicht wackeligen Beinen (war es die Anstrengung? Oder doch das Weizenbier in der Pause?) folgten wir dem Lieserpfad weiter in Richtung Manderscheid, unserem Ziel für heute. Über den Weg gibt es eigentlich nicht viel zu sagen – er ist halt einfach wunderschön! Die Landschaft ist beeindruckend schön, die Lieser ist schön, das Licht und das Herbstlaub sind schön, wir sind schön, alles halt! Es war beeindruckend, wie schön alles war 😉

Und man ist ziemlich alleine unterwegs, da der Lieserpfad durch das Nichts führt. Das sollte man übrigens im Vorfeld bei der Planung berücksichtigen: Einkehrmöglichkeiten gibt es so gut wie keine. Also genug Wasser einpacken!

Gegen Ende des Tages kommen dann die beiden Burgen Manderscheid ins Blickfeld. Beeindruckende Ruinen, die sicherlich auch mal einen dedizierten Besuch wert sind!

Unsere Zimmer hatten wir im Hotel Haus Schwaben im Voraus gebucht, welches wir von unseren Eifelüberquerungen 2013 und 2014 noch in sehr guter Erinnerung hatten. Just Anfang des Monats haben die bisherigen Betreiber Debbie und Andy das Hotel an Maike verkauft, die freundlich und gut gelaunt frischen Wind aus Holland in die Eifel gebracht hat. In der kommenden Saison soll das Haus dann aufgepeppt und renoviert als Pension Am Lieserpfad an den Start gehen. Wir wünschen Maike alles Gute und freuen uns schon auf den nächsten Besuch in Manderscheid. Und Weizenbier gab es selbstverständlich auch 😉

Auch das Frühstück am nächsten Morgen war hervorragend und das für 6€ hinzugebuchte Lunchpaket bunt gemischt und reichlich. So ein Lunchpaket löst das Verpflegungsproblem am zweiten Tag, denn auch auf diesen 20km ist – richtig – nichts!

Der zweite Tag begann so, wie der erste geendet hatte: mit blauem Himmel, Sonnenschein und wirklich angenehmen Temperaturen. So machten wir uns zeitig auf und nahmen die zweiundzwanzig als „schwer“ ausgezeichneten Kilometer in Angriff. Da wir später ja noch mit dem Bus von Wittlich nach Daun zurückfahren mussten, wollten wir nicht zu spät in Wittlich ankommen. Aber der Weg macht es einem nicht einfach, voran zu kommen. Zum einen ist er stellenweise wirklich schwer zu gehen, zum anderen muss man immer wieder stehen (oder sitzen) bleiben und die Landschaft genießen. Wir hatten aber auch ein Glück mit dem Wetter! 

Bei unserer Mittagspause haben wir dann kurzerhand die Papierkarte in die Hand genommen und unsere Strecke ein wenig umgeplant. Wir entschieden uns, den Lieserpfad  bei Karl (Ortschaft) zu verlassen und dem Eifelsteig zum Kloster Himmerod zu folgen. Das sollten laut GPS und Streckenbeschreibung vier bis fünf Kilometer weniger sein. Der Vorschlag kam allgemein gut an, denn wir spürten unsere Beine inzwischen schon ganz gut.

An besagter Weggabelung angekommen planten wir dann (getreu dem Tour-Motto) ganz situationselastisch erneut um. Wir verwarfen die Entscheidung nach Himmerod zu wandern, und folgten doch dem Lieserpfad bis zum Abzweig nach Großlittgen. Dort nahmen wir dann den lokalen Wanderweg nach ebenda. Wer nun erwartet, in Großlittgen einen touristischen Hotspot oder gar eine Metropole vorzufinden, der wird enttäuscht. Der Ort ist einfach nur ein kleiner Ort mit einer Bushaltestelle der Linie 300, die uns zurück nach Daun bringen sollte – und auch tat. Die Busfahrt selbst war dann auch wieder ein echtes Abenteuer. Für sechs Euro bekam man eine Fahrt über winzige Straßen in einem Höllentempo geboten, die sich vor den Attraktionen im Phantasialand nicht verstecken muss!

Der Bus gab unsere geschundenen Körper 500m vom Auto entfernt wieder frei, so dass wir die letzten 20 Höhenmeter (ja, mir kam es auch mehr vor) zum Waldcafe in Angriff nehmen konnten. Mit ein paar Waffeln, Eiscafe und einem Weizen nahm das Abenteuer dann ein schönes Ende.

Tag 1: 21km / 470hm bei Strava
Tag 2: 18km / 520hm bei Strava