Ich hatte schon länger keinen Urlaub mehr gemacht und wollte einfach mal raus. Abenteuer erleben, Kopf frei kriegen, ausgetretene Pfade verlassen. Eine Alpenüberquerung war meine erste Idee. Dass Sigi, mit dem ich schon so manche wilde Aktion erleben durfte, in der von mir angedachten Woche ebenfalls Urlaub hatte, war eine Fügung des Schicksals.
Leider – oder eher zum Glück – hat sich die Idee mit der Alpenüberquerung schnell erledigt. Auf den meisten Pässen lag noch Schnee, die Wettervorhersage für die Alpen war mäßig und eine vernünftige Strecke wollte uns auch nicht so recht einfallen. Wir hatten ja nur fünf bis sechs Tage Zeit…
Da fiel mir ein „Ding“, welches ich immer schon mal angehen wollte, wieder ein: der Stoneman Arduenna! Diese ausgeschilderte und kuratierte MTB-Route führt fernab von Zivilisation durch die belgische Eifel – die Ardennen. 180 Kilometer mit 4.000 Höhenmetern werden ausgelobt. Kauft man das Starterpaket, so wird man in den Finisher-Listen geführt und bekommt sogar eine Trophäe! Dazu aber später mehr.
Der Entschluss, den Stoneman in drei Etappen zu fahren, war schnell gefällt. Und um auf die geplanten fünf Tage Reisedauer zu kommen, sind wir einfach mit dem Fahrrad an- und abgereist. Das waren dann zwei zusätzliche Etappen mit jeweils ca. 60km / 1.000hm.
Etappe 1: Heimbach – Malmedy | 67km, 1.100hm
Naja, die Tour begann, wie so Touren halt beginnen. Materialcheck, Rucksack packen und wiegen (~6kg), Flaschen füllen, Tschöööö sagen und losradeln. Da wir das Frühstück aus taktischen Gründen ausgelassen hatten (jemand hätte es ja machen müssen), setzten wir uns in Gemünd erstmal auf den Parkplatz des REWEs und genossen frisch erworbene Backwaren und einen Kaffee…
Die Strecke bis Malmedy verlief die ersten 40km auf (mir) bekannten Pfaden. Ab da verließen wir uns dann auf die Planungsfähigkeiten von bikerouter.de und wurden nicht enttäuscht. Das Routing-Profil „MTB Zossebart“ zauberte eine wirklich tolle Route zu unserer ersten Unterkunft, dem DAFT Hotel in Malmedy.
Ob das DAFT Hotel nun primär Tonstudio mit Schlafgelegenheiten oder eben genau andersherum ist, bleibt wohl ein Geheimnis. Auf jeden Fall waren wir anscheinend die einzigen zahlenden Gäste und wurde sehr freundlich und kompetent umsorgt. Man muss dort allerdings englisch oder französisch können, denn deutsch kann dort niemand.
Nach einer Dusche, einem langen Fußmarsch in die Stadt, einem Steak, ein paar Bier, einer Taxifahrt zurück und noch ein paar Bier aus dem Gästekühlschrank, ließen wir uns ins Bett fallen und ratzten schnell ein…









Etappe 2: Malmedy – Herresbach | 70km, 1.400hm
Ich wollte ja noch was zur Trophäe erzählen! Diese Trophäe, die jeder Finisher für ein paar Euro zum Starterpaket (davon gibt es auch verschiedene Varianten) zubuchen kann, erhält man eigentlich ja erst, wenn man die Strecke auch geschafft hat. Die freundliche Dame an der Rezeption wollte uns diese allerdings schon vor der Tour geben. Das haben wir natürlich angelehnt, da wir sie a) noch nicht verdient hatten und b) wir sie hätten über die Ardennen fahren müssen. Im Nachhinein war das eine sehr weise Entscheidung – das Ding wiegt 1.5kg!
Aber nun zu Tag 2! Nach einem ausgiebigen, sehr reichhaltigen und leckeren Frühstück machten wir uns auf den Weg – und mussten schnell feststellen, dass die Ardennen ziemlich zornig auf Besuch reagieren können. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, waren die Beine nach fünf Kilometern schon mehr als warm!

Aber zum Glück blieb es bei dieser einen harten Prüfung. Die Ardennen sind zwar sehr abwechslungsreich und auch irgendwie nirgendwo flach, aber solche Rampen wie auf den ersten Kilometern blieben aus. Wie würde Marc Schneider sagen: „Man muss hier und da etwas arbeiten, aber insgesamt schönes Mountainbiken!“
Nach dem höchsten Punkt Belgiens, dem Signal de Botrange, ging’s erstmal zügig bergab! Danke dafür 😉
In Büttgenbach, so ca. zwanzig Kilometer vor unserem Etappenziel marschierten wir in den ALDI, um Nudeln zu kaufen. Ja, um Nudeln zu kaufen! In Herresbach, unserem Etappenziel, gibt es nämlich „nichts“. Und die Pizzeria im Nachbarort hat montags und dienstags zu. So erfuhr ich es nachdem ich das Zimmer gebucht hatte. Aber egal, dann machen wir uns halt Nudel in der Gästeküche. Dass der letzte ALDI / Laden aber 20km vorher sein sollte, hatte ich auch nicht auf dem Schirm. Also habe ich ein Kilo Nudeln und ein Glas Tomatensoße in meinen Rucksack gepackt und mich heimlich selbst verflucht…








Unser Zimmer, in der – nun – sehr speziellen Pension in Herresbach, war sehr klein, grün und trug den schönen Namen „Fasanenzimmer“. Da passten wir zwei schillerndes Gestalten perfekt rein und hatten einiges zu lachen! Das Frühstück war super und so konnte es auf die dritte Etappe gehen…
Etappe 3: Herresbach – Burg-Reuland | 65km, 1.500hm
Die dritte Etappe hatte es in sich – in vielerlei Hinsicht! Landschaft und Streckenführung waren einmalig! Eine zusätzliche Herausforderung sollte sein, dass auf der Strecke „nichts ist“. Wie eigentlich die ganze Zeit – abgesehen vom ALDI in Büttgenbach. Also radelten wir rauf, runter, links rechts und fanden uns irgendwann auf dem Campingplatz in Peterskirchen bei Ouren wieder. Die dort ansässigen, freundlichen Menschen bestätigten auch, dass es hier viel nichts gibt. Naja, Getränke hatten wir noch genug in den Flaschen…
Dann die große Überraschung! Seit Mai 2025 gibt es in Ouren in der Straße „Auf dem Mühlensteg“ drei Snackautomaten! Ja! Wirklich! Getränke, Süßkram, Brot – ja sogar Suppe für die dort ebenfalls vorhandene Mikrowelle gibt es! Der Tag war gerettet.
Der Empfang in der Ulftaler Schenke in Burg-Reuland war freundlich, witzig und sehr herzlich! Wir haben uns ab dem ersten Moment sehr wohl gefühlt. Die auf dem Campingplatz in Peterskirchen befeuerte Angst, dass „man da auch nichts zu essen bekäme“, war vollkommen unbegründet! Die Küche war geöffnet, das Essen köstlich und das Hotel uneingeschränkt zu empfehlen! Ein Besuch in der Bar ist ein Muss! Chewbacca und C3PO im Regal und Monty Python Zitate an den Wänden – besser geht’s kaum!



Etappe 4: Burg-Reuland – Malmedy | 50km, 1.100hm
Die letzte, offizielle Etappe war zwar die kürzeste, aber knapp zweihundert Kilometer mit Gepäck hinterlassen schon Spuren – nicht nur an und in den Beinen 😉 Nach einem wirklich leckeren und ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg. Die auf der ersten Etappe in der Apotheke in Hellenthal gekaufte Gesäßcreme (darüber könnte ich auch mal eine Geschichte schreiben), tat ihren Dienst und so kurbelten wir langsam aber bestimmt in Richtung „Eintrag in die Finisher Liste“. Eigentlich ging es – wie die Tage zuvor auch die ganze Zeit – rauf und runter…
Und dann macht es Plopp – und man ist im Ziel!
Da wir am ersten Tag vor lauter Aufregung den ersten Checkpoint ausgelassen hatten, sind wir also ganz brav nochmal nach Malmedy geradelt, um unsere Stempelkarte zu lochen. Der einsetzende Nieselregen auf dem Weg ins Hotel störte dann auch nicht mehr…
Etappe 5: Malmedy – Heimbach | 65km, 1.000hm
Wie eingangs gesagt, sind wir auch mit dem Rad wieder nach Hause gefahren. Aber dazu haben wir eine eher schmerzfreie Variante gewählt: kurz ins hohe Venn und ab da tendenziell bergab. Natürlich stellt sich einem dabei trotzdem die eine oder andere Rampe in den Weg! So liegt die Bäckerei in Kalterherberg oben und auch der Kermeterrücken hat mit 500m noch etwas Kletterarbeit im Gepäck…



Fazit / Schlusswort
Muss man mal gemacht haben! Und mache ich bestimmt nochmal… 😉